31.März.2015
Es gibt Tage, da sollte man besser im Bett bleiben oder für den NABU die Spatzen im Garten zählen. Ich meine, es war heute nicht so ein Tag, den man schwarz im Kalender anstreichen müsste. Aber so ein bißchen ging doch einiges schief.
Ich sitze gemütlich am Frühstückstisch, so richtig klischeehaft mit Morgenzeitung, Kaffee und Brötchen, da geben sie in Radio Emscher-Lippe durch, dass vor dem Bahnübergang am Bahnhof Buer-Süd die Schranken nicht mehr hochgehen. Mittlerweile stauen sich schon 3 Straßenbahnen in beiden Richtungen und natürlich jede Menge Autos. Hi, hi, habe ich noch gedacht. Wenigstens der Zug hat freie Fahrt. Mit dem muss ich gegen Mittag nach Wanne-Eickel fahren.
Mit Regenschirm und Arbeitstasche bewaffnet, mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Die Situation dort hat sich anscheinend wieder beruhigt, denn der Verkehr lief reibungslos.
Normalerweise gehen die Schranken runter und anschließend das Signal auf grün, wenn der sich nähernde Zug einen gewissen Punkt erreicht hat. Man weiß das einfach, wenn man öfters mit der Bahn fährt.
Heute war alles anders. Der Zug war an der Stelle vorbei, an der normalerweise das Signal umspringt und nichts passierte. Weder gingen die Schranken runter noch wechselte das Signal auf grün. Na toll, habe ich gedacht. Jetzt wird es lustig.
Der Zug hielt und ich habe im Vorbeifahren zwei Leute im Führerstand gesehen, die telefonierten. Ich wollte einsteigen aber es ging nicht. Die Türen waren nicht freigegeben. Ich lief nach vorne und klopfte mit meinem Regenschirm an die Scheibe. Der Zugbegleiter machte das Fenster auf und ich bat in meiner höflichen Art darum, bitte die Türen freizugeben, damit ich einsteigen konnte. Das hat der Lokführer dann wohl auch getan, jedenfalls leuchtete es am Drücker an der Tür grün. Ich dachte noch bei mir, dass es beruhigend ist wenn wenigstens ein grünes Licht funktionierte. Himmelherrgottnochmal, was denken sich die da vorne eigentlich? Ich bin doch kein Grashüpfer. Die Tür ging zwar auf, aber die mittlere Trittstufe ist nicht mitausgefahren. Mir bleibt nichts anderes übrig, als den Bergsteiger zu mimen und den Höhenunterschied zu bewältigen. Früher hätte ich darüber gelächelt, aber man wird ja nicht jünger. Heute produziert es Schweißperlen auf der Stirn. Instinktiv habe ich es unterlassen, mich beim Zugbegleiter oder Lokführer zu beschweren. Ich ahnte, dass die beiden ganz andere Sorgen haben.
Und dann kam auch schon die Lautsprecherdurchsage: "
Sehr geehrte Fahrgäste! Die Schrankenanlage vor uns ist defekt. Ein Zugbegleiter wird jetzt aussteigen und unsere Durchfahrt absichern. Bitte bleiben sie sitzen und steigen sie nicht aus. Vielen Dank für ihr Verständnis!"Was für ein lustiges nettes Kerlchen. Ich bin froh, dass ich sitze. Warum sollte ich also aussteigen? Ich war ein wenig neugierig, ob der Lokführer für den Zugbegleiter wohl die mittlere Trittstufe ausfahren würde. Aber leider konnte ich das aus meiner Position nicht sehen und meine Neugier wurde nicht gestillt.
Stattdessen habe ich es mir im 1.Klasse-Abteil gemütlich gemacht und die Fahrt über die Horster Straße geknipst. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, mit dem Zug über einen Bahnübergang zu fahren, an dem die Schranken oben sind.